Die ethnologische Sammlung beherbergt verhältnismäßig viele kulturelle Gegenstände vom Afrikanischen Kontinent. Ein Schwerpunkt liegt dabei auf Objekten aus den ehemals von Deutschland kolonial besetzten Gebieten, insbesondere dem heutigen Tansania. Diesem Sammlungsschwerpunkt widmet das Landesmuseum Hannover, auch wegen der besonderen historischen Verantwortung, die daraus erwächst, besonderes Forschungsinteresse.
In der Vergangenheit wurden im Rahmen des PAESE Projekts, in Kooperation mit der Professur für Geschichte Afrikas am Historischen Seminar des Leibnitz Universität Hannover und mit dem Tansanischen Nationalmuseum in Dar es Salaam verschiedene Forschungsvorhaben verfolgt.
Seit 2022 vertieft das Landesmuseum diesen Forschungsschwerpunkt im Projekt »Erinnerungslücken schließen – Symbole antikolonialen Widerstands in Iringa, Tansania« in Kooperation mit fahari yetu Tanzania und dem Iringa Boma – Regional Museum and Cultural Centre in Iringa, Tansania. Die tansanische NGO fahari yetu Tanzania forscht seit 2013 zur Kolonialgeschichte in Tansania und unterhält eine Ausstellung zu Geschichte und Kultur der Region.
Iringa – im südlichen Hochland Tansanias gelegen – ist bekannt für die Geschichte des Widerstandes gegen die deutsche koloniale Besetzung. Von 1891-98 leistete die Armee der Hehe-Nation Widerstand gegen die in das Gebiet eindringenden militärischen Einheiten des deutschen Kaiserreiches. Das Landesmuseum Hannover beherbergt in den ethnologischen Sammlungen zahlreiche Waffen und kulturelle Besitztümer der Wahehe, die im Zusammenhang mit diesen Kriegen aus der Region Iringa nach Hannover verbracht wurden.
Seit der Unterzeichnung einer Kooperationsvereinbarung im Jahr 2022 wird die Forschung durch gegenseitige Gastbesuche der beteiligten Wissenschaftler*innen, (Provenienz-)Forschung in und zu den Sammlungen und Archiven beider Museen und in der Region Iringa sowie in gemeinsamen Vorträgen, Publikationen und öffentlichen Veranstaltungen ausgestaltet.
Als vorläufiges Ergebnis der gemeinsamen Forschungen wurde ein Rückgabegesuch betreffs einiger im Zusammenhang mit den Hehe-Kriegen gewaltvoll verbrachten Kriegstrophäen gestellt. Diese und andere unrechtmäßig verbrachten Objekte wurden vom Landesmuseum Hannover, dabei unterstützt vom Niedersächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kultur, der Republik Tansania zur möglichen Rückgabe angeboten. Eines der Ziele der weiteren Zusammenarbeit mit den Projektpartnern in Iringa ist es, die historischen Waffen und kulturellen Gegenstände dem Publikum in Iringa in einer Ausstellung zu zeigen.