prähistorische schweinebären?
Ist hier eine Fledermaus zu sehen? Oder ein Schwein? Weder die Ohren noch das Maul sind so konkret gebildet, dass sich die Tierart sicher erkennen ließe. Und das, was wir als längere Vorder- und kürzere Hinterbeine zu erkennen glauben, sind wohl nur die Ansätze, mit denen der Tierkörper als Griff oder Verzierung schräg auf Rand und Bauch eines Tongefäßes befestigt war.
Vermutlich hatte der Töpfer gar nicht die Absicht, ein wiedererkennbares Tier zu formen, sondern ein imaginäres, vielleicht ein Mischwesen. Auch die menschenähnlichen Darstellungen dieser frühbäuerlichen Kultur zeigen keine wirklichen Menschenkörper.
Das rätselhafte Tier aus gebranntem Ton wurde in der Abfallgrube einer frühbäuerlichen Siedlung ausgegraben. Derartige Figuren werden sehr selten gefunden. Sie sind fast nie vollständig und oft an der dicksten Stelle zerbrochen. Daher wird vermutet, dass sie absichtlich, vielleicht aus spirituellen Gründen zerbrochen, unbrauchbar gemacht oder gar »getötet« wurden. Sie dienten sicherlich auch nicht als Spielzeug – dagegen spricht neben dem absichtlichen Zerbrechen der Umstand, dass sie nie als Beigabe in Kindergräbern auftreten.
Auf den noch weichen Tierkörper wurden vor dem Brennen abstrakte Linienmuster graviert, ähnlich den Bandmustern, mit denen die Töpfer auch ihre Tongefäße verzierten. Die Bedeutung dieser Zeichen ist nicht bekannt, aber sie stellen die unverwechselbare »Handschrift« der bandkeramischen Kultur dar. Deren Vertreter lebten vor 7 500 Jahren im Süden des heutigen Niedersachsen. Sie züchteten Haustiere und bauten Getreide und Gemüse an.
Im Norden lebten dagegen Menschen, die Tiere jagten und fischten. Gegensätzlicher konnten die Lebensweisen kaum sein, was nicht ohne Folgen für die jeweiligen Tierdarstellungen blieb: Die Jäger, Fischer und Sammler fertigten kleine, gut erkennbare Tierskulpturen aus Bernstein und verwendeten sie als Amulette. In Skandinavien haben sie naturnahe Felsbilder unter anderem von Elchen und Bären hinterlassen.
Für uns wirft die so unterschiedliche Art, Tiere darzustellen, ein Schlaglicht auf die Vorstellungswelten zweier völlig verschiedener Wirtschaftsformen.

Tierfigur
Ältere Jungsteinzeit, ca. 5.000 v.Chr.
gebrannter Ton, ca.13,1×2,9 cm,
Höhe der Beine vorn: max. 9,3 cm, hinten: max. 4,9 cm
Fundort: aus einer Siedlung in Hardegsen-Hevensen (Ldkr. Northeim)
Dauerleihgabe Stadt Hardegsen